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2022 TOXIC LOVE

Lieder & Texte von Alma Mahler-Werfel und Karoline von Günderrode

im Rahmen des "THEATER MACHT WIRKLICHKEIT" Festivals des Jungen Kollektiv MusikTheater

 

Aufführungen am 30.08.2022 & 01.09.2022 in der dafür eingerichteten JKMT-Festivalhalle

Den szenischen Liederabend „Toxic Love“ konzipierte ich als Produktion für das Festival „THEATER MACHT WIRKLICHKEIT“ des Jungen Kollektiv MusikTheater, Die Hauptproduktion des Festivals war die Kammeroper „The Rape of Lucretia“ aus der Feder Benjamin Brittens – mit dieser Stückwahl war in Bezug auf den Festivaltitel ein Schwerpunkt zu Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern, insbesondere die Rolle der Frau und der Blick auf die Rolle der Frau von außen und von innen betreffend, gesetzt. Dieses Themenfeld beschäftigt mich persönlich unweigerlich schon lange, konkret künstlerisch setzte ich mich damit im selben Jahr schon mit dem Liedprogramm „Frauen vertonen Männer – Männer vertonen Frauen. Ein paritätischer Liederabend“ auseinander. 

 

„Toxic Love“ verschränkt mit Liedern, Vertonungen und collagierten Ausschnitten aus Tagebucheinträgen und Briefen performativ das Werk der Künstlerinnen Karoline von Günderrode und Alma Mahler-Werfel. Obwohl beinahe ein ganzes Jahrhundert die Geburtsdaten der Dichterin Karoline von Günderrode, die Ende des 18. Jahrhunderts lebte und der im Wien des Fin de Siècles beheimateten Komponistin Alma Mahler-Werfel trennt, weisen die Biografien doch frappierende Parallelen auf: Die eigene Seelenlandschaft wird im jungen Erwachsenenalter bis ins Detail künstlerisch kartografiert, das Schaffen beider bleibt aber letztlich unvollendet. Spätestens seit der Romantik gelten das Individuum und sein spezifisches Empfinden als ein Ausgangspunkt für künstlerische Impulse, die Ausschließlichkeit mit der Karoline von Günderrode und Alma Mahler-Werfel rein autobiografische Werke schaffen, mag jedoch auch darüber hinaus gehenden Ursachen zuzuschreiben sein: Obwohl beide Künstlerinnen das allgemein niedrige Vertrauen ihrer Zeit in die weibliche schöpferische Kraft verinnerlichen und ihre künstlerische Tätigkeit auf gesellschaftliche wie private Widerstände stößt, eröffnet ihnen die Kunst Raum für den Ausdruck von Emotionen, die insbesondere bei Frauen privat ganz im Sinne der etymologischen Herkunft privare – abgesondert oder getrennt, bleiben sollen. Mit der Entwicklung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud in Wien zur Zeit der Jahrhundertwende, sozusagen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Alma Mahler-Werfel, entsteht erst allmählich auch ein Bewusstsein für psychologische Zusammenhänge und den Einfluss seelischer Traumata auf Individuum und Gesellschaft. Der Weg zur Erkenntnis, dass für individuell empfundenen Missständen und Misshandlungen auch gesellschaftliche und politische Machtstrukturen verantwortlich sein können, ist dennoch ein weiter, dessen Ende auch heute noch nicht abzusehen ist. „Toxic Love“ erzählt in konzentrierter Emotionalität vor allem von den psychischen und gesellschaftlichen Abhängigkeiten der Künstlerinnen in Bezug auf ihre Liebesbeziehungen zu Männern, die Reflexion der Empfindungen wird jedoch zur Aufgabe der Zuschauer:innen…

 

Es erklingen Lieder von Alma Mahler-Werfel und Vertonungen der Karoline von Günderrode von Alphons Diepenbrock und in dem ikonischen Liederzyklus „das Rot“ von Wolfgang Rihm. Die Sopranistin Sophie Bareis und die Mezzosopranistin Carlotta Lipski sangen die Partien und stellten die Protagonistinnen dar.

© 2021 by Aurelia Georgiou / © Photo: Kaupo Kikkas

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